Zum grande Finale 100 % Dvorak

Diese Mixtur wohl wird es sein, die Dvoraks Musik so beliebt macht und die so geliebt wird. Kein Wunder also, dass der Musikschulsaal nicht nur überraschend voll, sondern sogar gesteckt voll war.

Gewiss, es sind von dem Vielen, was jeweils an Werken vorliegt, im Grunde immer nur vielleicht zwei Hände voll, die wieder und wieder verlangt werden; bei welchem großen Komponisten wär’s anders? Allerdings, bei wirklichen Kennern mag's nicht so sein, zumindest was die Kammermusik betrifft.

An diesem Abend hörte man  z w e i  Dvorak-Werke der Gattung, und zwar als erstes das Quintett für 2 Violinen, 2 Violen und Violoncello in Es-Dur, op. 97, also Spätwerk (man beachte die ungewöhnliche Besetzung mit 2 Bratschen) und das frühe Quintett für 2 Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass, op. 18. Und wer die Spieler? Für die Violinen Werner Neugebauer und Fritz Kircher, für die Violen Peter Langgartner und Gerswind Olthoff, für das Cello Detlef Mielke für  den Kontrabass unser Johannes Gasteiger.

Und die Musik selbst? Fast möchte man sagen: jede Note Dvoràk, wie man gern charakterisiert – z. B. bei Mozart; was sich in jedem Fall als sachlich widersinnig und damit nicht haltbar erweist. Bei der op. 97 – wunderbar die Adagio-Einleitung! Unvermittelt einsetzend dann das Slawische, besser Böhmisch-Slawische (man mag im Ablauf, zumindest stellenweise, Anklänge an die ‚Neue Welt‘, Dvoraks 9. Symphonie, herausgehört haben; kein Zufall: die relative kompositorische Nähe beider Werke, gewissermaßen Parallelwelten. Übrigens und besonders erwähnenswert das herrliche Bratschen-Solo irgendwo in der Mitte; erwähnenswert nicht nur, weil schön gegeigt (Peter Langgartner), sondern auch deshalb, weil Solophrasen für dieses Instrument in der Musikliteratur eher selten sind. – Ja, man muss ihn einfach lieben, diesen böhmischen Tausendsassa!

Das zweite gespielte Werk, eben op. 18: im Wesentlichen dasselbe Bild. Vielleicht könnte man vermerken, es sei – im Gegensatz zu op. 97 – von jugendlicher Frische durchpulst und von musikalischer Unbekümmertheit, wie für Frühwerke typisch, jedoch nicht weniger Dvoràk; die allgemeine Linie und persönliche Eigenart bereits voll ausgeprägt. (Dass er Schüler von Brahms war, ist wohl sporadisch  herauszuhören; trotzdem beweist der noch junge Meister schon viel Eigenständigkeit und vor allem Stilgefühl.) Übrigens wunderbar der 3. Satz, welcher fast wie ein ‚Gebet ohne Worte‘ wirkt. – Ein spannungsgeladener Schluss mit großer Steigerung beschließt diesen erstaunlichen Wurf.

Der starke Applaus, ja die Begeisterung, forderte noch eine gern gewährte Zugabe – einen elegischen Dvoràk-Walzer.

Hugo J. Bonatti


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Fotos: multivisualART

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