Geteilte Musik: bloß die halbe?

Am Beginn stand das, man darf wohl sagen, herrliche ‚Allegro moderato‘ aus Joseph Haydns Streichquartett op. 77/2. Wer könnte es schaffen, diese hochorganisierte Musik gültig zu beschreiben?! Unfassliche Meisterschaft in der Stimmenbehandlung, verbunden mit einem Höchstmaß an Phantasie, senkte sich da auf die Zuhörer nieder. – Nicht minder vollendet dann aber und von wunderbarer Homogenität G. Verdis „Ave Maria“ a 4 voci miste. Vor allem dessen erster Teil (seltsamerweise als ‚Menuet‘ bezeichnet), aber auch die beiden Folgesätze ‚Presto – Trio‘ und ‚Andante‘; wunderbar!

Freilich: Höhepunkt dann L. v. Beethovens sogen. ‚Heiliger Dankgesang‘ aus einem seiner letzten Quartette, im gg,. Fall das ‚Finale‘ aus op.132 und das ‚Vivace assai‘ – ein stetes musikalisches Umkreisen von im Grunde ein und derselben Situation: eben die Gebärde großen Dankens nach Genesung von schwerer Krankheit; dies vor allem und vielleicht noch mehr, was den ersten Teil betraf. Das ganze  von einer Durchdachtheit der Gesamtstruktur...?! Man müsste, was den Charakter solcher Über-Musik betrifft, das zutreffende Wort mühsam suchen; vielleicht am ehesten charakterisiert als die schwer errungene Demut eines in letzte musikalische und somit künstlerische Vollendung Hineingereiften.

Und das Minguet-Quartett? – Wenn hier an einer Stelle von großer Homogenität die Rede war, betrifft dies in besonderem Maß nicht nur die gespielten Werke, sondern auch und kaum viel weniger dieses beachtliche Ensemble. Bravo, bravo!

                                                                                                          Hugo J. Bonatti 

 

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Fotos: Martin Raffeiner

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